Mein Hund kann nicht alleine bleiben II

Die Verlustangst

Diese Verhaltensweise ist im Gegensatz zum Kontrollverlust noch dramatischer für die meisten Hunde, denn sie durchleben bei jedem "Alleine Bleiben" die Angst, dass der Mensch nicht mehr zurückkommt. Zu den Anzeichen kann hektisches umher laufen, hecheln, zittern, speicheln, winseln, heulen und teilweise sogar übergeben zählen. Diese Hunde zeigen Stresssymptome die sich häufig steigern und erst abschwächen, wenn der Mensch wieder zurück kommt. Hier wird überschwänglich begrüßt, teilweise wird versucht am Menschen hochzuklettern, was nicht mit Anspringen gleichzusetzten ist. Manche Hunde überdrehen dabei völlig und man könnte den Eindruck gewinnen, dass sie Atemnot bekommen, vor lauter Freude und Erleichterung. Häufig gibt es bei dieser Ursache Schlüsselreize, die das Verhalten schon frühzeitig auslösen, wie zum Beispiel das Anziehen von Schuhen, der Jacke oder das Greifen nach dem Schlüsselbund. Solche Hunde können diese Reize mit dem Verlust des Menschen verknüpfen.

 

Schritt für Schritt

Das Training gestaltet sich in solchen Fällen meistens sehr langwierig und zeitintensiv. Um zunächst die Verknüpfungen mit Handlungen, die der Mensch stets ausführt bevor er verschwindet, zu lösen, beginnt man mit einer Desensibilisierung dieser Reize, indem man sie so oft wie möglich darbietet, es allerdings nie zum Verlust des Menschen kommt. Man zieht sich mehrfach an und wieder aus, ohne den Raum oder die Wohnung tatsächlich zu verlassen. Auch hier sollte man den Hund weder begrüßen, noch sich von ihm verabschieden. So bricht man diese Rituale auf, die bisher schon Angstzustände ausgelöst haben. Im Anschluss daran sollte man auch hier mit dem Verlassen von Räumen und schließlich der Haustüre beginnen. Allerdings ist dabei besondere Vorsicht geboten, denn ein zu schnelles Training führt häufig zu alten Verhaltensmustern und man muss wieder von Vorne beginnen. Je kleiner die Schritte sind, desto höher sind die Erfolgschancen. Auch hier rate ich zu professioneller Hilfe durch einen Hundetrainer.

 

 

Die Ursache gibt den Trainingsweg vor

Wie schon eingangs erwähnt, ist eine Pauschalisierung dieser Problematik nicht möglich, da es häufig auch noch ganz andere Ursachen oder Umstände geben kann. Teilweise entstehen Ängste auch nach Umzügen, traumatischen Erlebnissen in der Umgebung, wie zum Beispiel ein Sturz auf der Treppe, neue Nachbarn mit einem Hund, Nachbarn die Möbel rücken oder Löcher in Wände bohren, oder eine Veränderung in der eigenen Familie (Nachwuchs, Trennung) u. a. Daher ist es immer wichtig zunächst die Ursache des Verhaltens herauszufiltern, um den richtigen Trainingsweg einschlagen zu können.

 

Früh übt sich...

Wenn ein Welpe als neues Familienmitglied ins Haus kommt, ist das "Alleine Bleiben", neben der Stubenreinheit eines der wichtigsten Dinge, die er lernen sollte. Irgendwann kommt schließlich der Tag, an dem man ins Kino gehen möchte oder in der Stadt shoppen. Verlangt man an diesem Tag, das erste Mal von seinem Hund alleine zu bleiben, sind die Probleme meistens unbewusst schon hausgemacht. Man hat es dem Welpen schlicht und einfach nicht beigebracht, entspannt alleine bleiben zu können.

Daher sollte man seinen Welpen schrittweise daran gewöhnen, dass der Mensch auch mal kurz raus geht und wieder kommt. Zunächst nur in der Wohnung in verschiedene Räume wechseln, die Tür schließen und kurze Zeit warten. Dabei ist es wichtig, dem Welpen beim Verlassen und auch beim Hereinkommen keine Aufmerksamkeit zu schenken, da man sonst den Fokus auf das Gehen und Kommen legt. Es soll schließlich normal sein, dass man mal weggeht und wieder kommt. Dann erhöht man die Dauer, die man draußen bleibt, erledigt zum Beispiel kleinere Einkäufe und kehrt immer etwas später wieder zurück. Man sollte die Dauer allerdings immer an den Trainingszustand anpassen und nicht riskieren, dass der Welpe doch mal winselt, denn gerade dann sollte man nicht umgehend zurückkommen. In diesem Moment würde man den Welpen in seinem Verhalten bestärken und ihm unter Umständen unbewusst antrainieren zu winseln. Bei ordentlichem Training schafft der Welpe in wenigen Wochen 2-3 Stunden und der Weg zu einem Hund, der alleine entspannen kann ist geebnet.