Im Training mit Mensch und Hund höre ich diesen Satz leider öfter und sehe häufig verzweifelte Hundebesitzer vor mir. Was diese Aussage eigentlich bedeutet, warum manche Hunde nicht alleine bleiben können und welche Ursachen es dafür geben kann, ist für ein Training essentiell. Nur wenn man das Verhalten seines Hundes richtig deuten kann, ist man auch in der Lage einen geeigneten Trainingsweg einzuschlagen.
Die Aussage "mein Hund kann nicht alleine bleiben" bezieht sich meistens auf das, was der Hund tut wenn er alleine gelassen wird. Entweder er bellt, winselt oder jault, uriniert oder kotet scheinbar willkürlich in der Wohnung, zerrstört Teile der Wohnungseinrichtung oder im schlimmsten Fall tut er alles in Kombination. Bei anderen stellt man fest, dass sie schon beim Anziehen des Menschen anfangen zu Winseln, Hecheln, zu Zittern oder zu Speicheln und spätestens nach einigen Minuten nach dem Verlassen der Wohnung mit kläglichem Heulen beginnen. So unterschiedlich diese Symptome sind, so unterschiedlich ist auch die jeweilige Ursache. Eine generelle Einteilung sehe ich kritisch, da jeder Hund auch individuelle Verhaltensweisen aufzeigen kann, jedoch lassen sich häufig zwei Ursachen feststellen, zum einen der Kontrollverlust über Herrchen oder Frauchen und zum anderen die Verlustangst. Für beide Ursachen gibt es aus Hundesicht gute Gründe und es ist an seinen Besitzern diesen auf den Grund zu gehen.
Verhalten unbewusst antrainiert
Diese Grundlagen lernt aber leider nicht jeder Welpe und häufig sind es Junghunde oder erwachsene Hunde, die irgendwann ein Problem mit dem "Alleine Bleiben" entwickeln. Dies ist häufig hausgemacht. Viele Menschen nehmen den Welpen anfangs überall mit hin und versäumen das Training in den ersten Wochen, dieses Versäumnis kann schon ein Auslöser dafür sein, dass der Hund später nicht alleine bleiben kann. Des Weiteren neigen Menschen dazu, sich von ihren Hunden zu versabschieden und sie überschwänglich zu begrüßen, wenn sie nach Hause kommen. Dieses Verhalten suggeriert dem Hund, dass sich sein Mensch bei ihm "Abmeldet" wenn er geht und "Anmeldet" wenn er kommt. Natürlicher Weise würde dies ein Welpe gegenüber einem ausgewachsenen, souveränen Familienmitglied machen, allerdings nie umgekehrt. Dadurch und durch weitere Missverständnisses wird dem Hund unbewusst die Rolle zugeschoben, sich um seine Menschen zu kümmern und auf sie aufzupassen. Viele dieser Hunde beginnen dann zu protestieren, wenn sich Frauchen oder Herrchen aus dem Einwirkungsbereich entfernen, indem sie bellen, winseln oder jaulen. Das Verschwinden des Menschen ist bei solchen Hunden nicht in Ordnung, muss man doch dafür Sorge tragen, wo sich Mensch so rumtreibt. Kehrt dieser schließlich zurück, ist die Freude groß, allerdings wird der Hund seinen Mensch auch maßregeln, entweder durch hoch springen oder den Versuch diesen mit dem Fang an der Hand oder am Arm zu halten bzw. zu führen.
Verschärft sich die Situation können Hunde darunter sehr leiden, sobald das Ganze in zwanghaften Stress ausartet. Häufig verfolgen diese Hunde ihre Menschen auf Schritt und Tritt, auch wenn sie zuhause sind und sind somit nicht mehr in der Lage ausreichend zu entspannen. Es kann passieren, dass bei solchen Hunden auch Frust entsteht, wenn sie alleine gelassen werden, der sich entweder in Zerstörungswut oder Urinieren und Koten in der Wohnung äußern kann.
Selbst beim Gassi gehen, können diese Hunde nicht abschalten und schauen sich ständig nach ihren Menschen um. Werden seine Menschen schneller versucht der Hund dieses Verhalten durch Bellen, Rempeln oder Springen zu unterbinden und seine Menschen somit wieder besser unter Kontrolle zu halten.
Privilegien entziehen und Regeln aufstellen
Bei Hunden mit diesen Tendenzen, sollte man zunächst einmal daran arbeiten, das Verhältnis zwischen Mensch und Hund gerade zu rücken. Zunächst entzieht man dem Hund einige Privilegien, wie zum Beispiel die Bewegungsfreiheit in der Wohnung und setzt neue Regeln im Alltag um. Bewegungsfreiheit ist ein entscheidendes Privileg aus Hundesicht, denn derjenige, der sich überall frei bewegen darf, ist auch in der Position anderen dieses zu untersagen. Entscheidend hierbei ist die Konsequenz, denn nur wenn sich der Hund auf seine Menschen und die neuen Regeln verlassen kann, kann er auch darauf vertrauen, dass sie selber alleine klar kommen, wenn sie die Haustüre verlassen. Man sollte ihm beibringen im Körbchen oder auf der Decke zu liegen, wenn man zuhause ist. Keine Begrüßungs- oder Verabschiedungsrituale mehr zelebrieren und Schritt für Schritt darauf hinarbeiten, zunächst Räume zu wechseln und Türen zu schließen. Wichtig ist hier das Durchhaltevermögen, sollte der Hund winseln oder bellen bevor man die Tür öffnet, sollte man warten bis der Hund wieder ruhig ist, bevor man den Raum betritt. Bleibt der Hund ruhig auf seinem Platz liegen, wird er für sein Verhalten belohnt. So erlernt der Hund zum einen das unerwünschte Kontrollverhalten abzulegen und bekommt parallel ein Alternativverhalten aufgezeigt. Im Zweifel sollte man diese Schritte mit einem professionellen Hundetrainer angehen.
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Kerstin Lehmann
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